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Single sein als Protest?

15. Februar 2018

Rund um den Valentinstag ploppten eine Menge Artikel rund ums Single-Sein in meiner feministischen Filter-Bubble auf. Darüber, dass es toll ist, Single zu sein. Darüber, dass es toll ist, frei zu sein und sich nicht vom Patriarchat einlullen zu lassen. Darüber, dass mit einer Partnerschaft auch immer der soziale Druck aufkommt. Der Druck Kinder zu bekommen, zu heiraten, sich um den Mann, den Haushalt und alles, was damit zusammenhängt, zu kümmern.

Das waren alles kluge Posts, von klugen Frauen. Mit jeder Menge kluger Gedanken.

Und ich glaube fest daran, dass eine Partnerschaft für ganz ganz viele heterosexuell Frauen genau das bedeutet: Der vermeintliche Wunsch, dass der Partner einem Sicherheit (ob nun im finanziellen Wege oder irgendwie anders) bietet und man im Gegenzug dafür den „caring“-Part in der Beziehung übernimmt.

Aber ich glaube nicht daran, dass es der richtige Weg ist, deswegen aus protest Single zu bleiben und sich all den Chancen zu verwehren, die eine Beziehung mit sich bringt.

Anstatt zu wettern, dass die Männer unserer Generation so erzogen wurden, dass sie von uns Frauen erwarten, dass wir uns kümmern und der schöne und schwache Teil der Beziehung sind, sollten wir das doch als Chance sehen. Als Chance es anders zu machen. Umzudenken und unserem Umfeld zu zeigen, dass Beziehungen auch anders aussehen können. Dass man in einer liebevollen und gleichgestellten Beziehung sein kann. Vielleicht auch mit einem Mann, der vielleicht anders erzogen wurde. Der keine feministische Einstellung hat.

Sollte es nicht unsere Aufgabe sein, in die Welt herauszutragen, wie eine moderne Beziehung aussehen kann und muss? Sollten wir nicht lieber ein neues Bild von Beziehung prägen, anstatt aufzuhören zu daten und aus Protest Single zu sein, weil das System und die Vorstellung, die hinter einer romantischen Beziehung stecken, von der Gesellschaft falsch geprägt sind?

Ich glaube nicht an die ewig währende Liebe. Ich glaube, dass Lebensmodelle abseits der Monogamie zeitgemäß und für viele Menschen der richtige Weg sind.

Aber ich glaube eben nicht daran, dass man sich selbst aus Protest einen liebevollen Partner verwehren sollte, mit dem man eine tolle Zeit haben kann – nur weil man das System dahinter verabscheut.

Liebe Single-Frauen: Datet weiterhin. Da draußen gibt es tolle Männer, die euch zu schätzen wissen. Und zeigt mit euren Beziehungen, wie auch immer ihr diese gestaltet, ganz unbedingt, wie vielfältige Beziehungen sein können und dass es Wege einer liebevollen Partnerschaft abseits dessen gibt, was unsere Eltern und Großeltern vielleicht noch unter einer Beziehung verstanden haben. Nur wenn wir diese Botschaft in die Welt hinaustragen, dann wird sich langfristig etwas am Denken vieler ändern können.

tl;dr: Ich möchte niemandem absprechen, dass er als Single nicht glücklich sein kann. Ich glaube nur nicht, dass es etwas am System und am Denken der anderen ändert, wenn man sich aus Protest einer Partnerschaft verwehrt.

1 Comment

  • Reply Wir brauchen eine neue, feministische Definition von einer „guten Beziehung” 13. Januar 2020 at 15:50

    […] Beitrag ist bereits auf Melanies Blog erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier […]

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