Lifestyle

#waagnis

12. Juni 2013
Triggerwarnung: In diesem Text geht es um Gewicht, Körperwahrnehmung und mein Verhältnis zum Essen.

Alles fing damit an, dass eine Waage kaputt ging und endete mit einem Aufruf zu einer Diskussion. Maike twitterte, sie wolle sich keine neue Waage mehr kaufen. Andere Twitterinnen fanden ihren Schritt sehr mutig. Sie berichteten von eigenen Erfahrungen mit der Waage und weil sie schnell merkten, dass das ein emotionales Thema ist – die Sache mit dem Wiegen und dem Gewicht – beschlossen sie, eine Aktion ins Leben zu rufen. Wir erzählen von unserem #waagnis und setzen unsere Waagen aus! (via Ninia LaGrande)

Ich besitze keine Waage. Meine Eltern schon. Und da ich bis letzten Oktober noch bei meinen Eltern wohnte, war ihre Waage ein fester Bestandteil meines Lebens. Mein Tag begann damit, dass ich morgens ins Bad schlurfte und mich auf die Waage stellte. Die Zahl darauf trug ich in einen Gewicht-App ein – und sie bestimmte meine Laune für den Rest des Tages. Ging die Gewichtskurve nach oben, war für den Rest des Tages „wenig essen“ angesagt. Ging die Kurve nach unten war alles gut.
Eigentlich ist das Quatsch, denn ich weiß, dass es normal ist, wenn das Körpergewicht schwankt. Aber in dem Moment in dem die Zahl auf der Waage größer als am Vortag war, schaltete mein Gehirn sich ab.
Ich weiß, dass ich mit 200g oder 2 kg schwerer nicht mehr oder weniger viel Wert bin.
Trotzdem hatte ich damit immer zu kämpfen und habe es, ehrlich gesagt, auch heute noch. Nur, dass mir die Waage eben nicht jeden Tag die Laune vermiest und ich mich jetzt auch dazu zwinge, nicht mehr jedes Wochenende, wenn ich daheim bin, auf die Waage zu steigen.

Ich bin normalgewichtig – ich muss mir also eigentlich wenig Sorgen um meine Figur machen. Trotzdem habe ich viel an mir zu mäkeln – es gibt kaum ein Körperteil an dem ich nichts auszusetzen habe.
Und deswegen habe ich, genauso wie andere Mädels, die bei #waagnis mitmachen, eine Reihe von Diäten (oder Ernährungsumstellungen) hinter mir.
Das fing alles an, als mir mein erster richtiger Freund zu Weihnachten ein Probetraining im Fitnessstudio schenkte. Er war sportlich und gut trainiert, ich hatte noch den typischen Babyspeck und war vielleicht ein kleines bisschen moppelig, aber doch ganz zufrieden mit mir. Aber von da an fing ich an, an meinem Körper zu zweifeln. Ich ging nach dem Probetraining regelmäßig in dieses Fitnessstudio, aber viel tat sich damals nicht. Erst nachdem er sich von mir getrennt hat, machte ich meine erste Diät und nahm damit 7 kg ab – von 59 kg auf 52 kg – was bei einer Größe von 1,63m alles im Normalbereich lag. Die Kilos futterte ich mir in den nächsten zwei Jahren wieder an, aber etwas hatte sich verändert: Ich war mit meinem Körper nicht mehr glücklich. Ein halbes Jahr vor meinem Abi versuchte ich dann wieder abzunehmen, was mir dank Abistress auch glückte und so nahm ich wieder 5 kg ab und futterte sie mir nach dem Abi wieder an. Kurz vor Beginn des Studiums dann wieder 8 kg Körpergewicht weniger und im ersten Semester dann 10 kg wieder rauf.
Jojo-Effekt kann ich.
Momentan versuche ich mich möglichst gesund zu ernähren, aber ich finde Schokolade klasse und backe gern – noch lieber esse ich den Kuchen hinterher auf. Und ich glaube, das ist ganz ok so. Ich habe kein Übergewicht und ich ernähre mich nicht grundlegend falsch – ich schade meinem Körper damit also nicht.
Und trotzdem bin ich manchmal nicht glücklich – wenn ich auf der Waage stehe oder wenn ich versuche eine Jeans zu kaufen beispielsweise. Dann kommt wieder die kleine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass ich mal wieder abnehmen müsste.

Ich finde #waagnis absolut unterstützenswert, weil ich weiß, wie sehr eine einfache Zahl, die eigentlich nichts über einen Menschen aussagt, das eigene Selbstwertgefühl kaputt machen kann.
Wir sind intelligente Frauen, die sich nicht daran messen sollten, was die Gesellschaft als Norm vorgibt – weil uns andere Dinge ausmachen.
Deswegen: Stellt eure Waage vor die Tür, setzt sie aus – und fühlt euch wohl in eurem Körper (auch wenn das nicht immer einfach ist.)

1 Comment

  • Reply Esra 9. August 2013 at 17:58

    Das ist ja einfach unfassbar, das ist GENAU meine Geschichte! War immer nicht die allerschlankeste (genau deine Werte – ca. 59 Kilo auf 164 cm), aber insgesamt ganz zufrieden. Dann vor 1 Jahr nach Liebeskummer 7 Kilo abgenommen (also auf 52) und dann in 6 Monaten wieder zugenommen (auf 58) und bin jetzt total unglücklich und will wenigstens 55 Kilo wiegen… Wenn man das einmal gefühl hat, in eine Größe kleiner reinzupassen und dass die alten Sachen an einem hängen wie Säcke, will man das unbedingt nochmal haben…
    Ich definiere mich leider zur Zeit sehr über mein Gewicht, ein einziger K(r)ampf 🙁
    lg
    Esra

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