Gedanken

Sonntagsgedanken … über den Erfolgsdruck beim Bloggen.

25. Oktober 2016
Erfolgsdruck beim Bloggen

Ich starre seit Tagen den blinkenden Mouse-Cursor an und versuche für euch einen kleinen Travel-Guide über meine Reise nach Mallorca zu schreiben. Allgemein ist es hier auf dem Blog still geworden. Irgendwie komme ich nicht mehr so richtig ins Schreiben und Bloggen. Es mangelt mir nicht an Ideen und Zeit hätte ich auch. Zeit für den Blog hat man immer irgendwie, man muss sie sich nur nehmen. Was mir fehlt, ist Motivation. Es gibt in Deutschland mittlerweile weit über 1000 Foodblogs und noch viel viel mehr Lifestyleblogs. Das ist auf der einen Seite schön, denn man hat viele gleichgesinnte, die man auf Events und Workshops trifft. Die alle in dieser bunten und manchmal etwas verrückten Bloggerwelt im Internet leben. Wo viele sind, da ist es aber auch schwer aus der Masse herauszustechen und nicht den selben Einheitsbrei wie alle anderen zu bloggen.

Meinen Blog gibt es jetzt seit 2011. Wo am Anfang relativ schnell eine kleine Leserschaft da war, passiert jetzt nicht mehr viel. Ich wollte nie mit dem Blog erfolgreich werden oder davon leben können. Ich wollte einfach ein bisschen kochen, fotografieren, schreiben – meine Rezepte und Gedanken dazu mit der Welt teilen. Für mich war das Bloggen immer nur ein Hobby. Mit den ersten Kooperationsanfragen kommt dann aber auch der Gedanke: „Kann daraus mehr werden? Kann ich mit einem Hobby echt Geld verdienen oder gar meinen Lebensunterhalt damit verdienen?“ Und mit solchen Gedanken kommt der Druck. Der Druck nach perfekten Bildern (die wird es hier wohl nie geben) und nach mehr Lesern. Wer mehr Leser hat, bekommt mehr Geld und Kooperationen – so rechnen die Unternehmen nun mal.

Wenn man mit anderen Bloggern zusammensitzt geht es oft darum: Wer wurde für welche Messe angefragt? Wer kooperiert gerade mit Firma XY? Wer bringt sein neues Buch raus? Ich bin stolz darauf, was meine Bloggerfreunde auf die Beine stellen, aber auch neidisch.

Und wenn sich so viele Gedanken darum drehen, wie man immer höher, schneller, weiter kommt, dann verliert man den Blick auf das Wesentliche: Einen Blog mit Herzblut führen, authentisch sein – und vor allem: Einfach mal wieder Spaß daran haben etwas ins Internet zu schreiben. All dieses „Es muss perfekt sein. Es muss herausstechen, damit du neue Leser und Likes bekommst.“ führte bei mir in den letzten Monaten dazu, dass ich unzählige Post-Ideen verwarf und Bilder löschte, weil sie einfach nicht so schön wie die der anderer Blogger waren. Und letztendlich führte es auch dazu, dass ich gerade einfach wenig Lust auf’s Bloggen habe. Ich hinterfrage gerade, ob das alles einen Sinn hat und wie man dem Erfolgsdruck standhalten kann. Wie ich das Bloggen wieder als Spaß und Hobby ansehen kann und meine Ansprüche an mich selbst zurückschrauben soll. Denn wie gesagt: Eigentlich will ich von diesem Blog nicht leben können. Ich mag meinen Job 1.0 wahnsinnig gern und würde ihn gerade ungern gegen ein Leben als selbstständiger Blogger tauschen wollen. Ich müsste diesen Druck gar nicht haben. Aber trotzdem prasselt von außen so viel ein, dass ich das Gefühl habe, als kleines Licht am Bloggerhimmel heller leuchten zu müssen um überhaupt eine Existenzberechtigung zu haben. Um mit den großen Bloggern spielen zu dürfen – um eben mithalten zu können.

Stehe ich mit diesen Gedanken allein da oder geht es noch jemandem so? Wart ihr mal in dieser Situation und habt Tipps, wie man dieses Gedankenkarussell überwindet?

11 Comments

  • Reply Jana 25. Oktober 2016 at 10:12

    Sich zu vergleichen macht meistens unglücklich. Ich versuche mich nur mit mir selbst zu vergleichen und freue mich, wenn meine Bilder besser sind, als noch im letzten Jahr und meine Texte sich besser lesen lassen. Es ist wie im Sport. Die wenigsten vergleichen sich vermutlich mit Olympiasieger*innen, wenn sie nur zwei Mal die Woche zum trainieren kommen, weil sie vollzeit arbeiten… Deswegen möchte ich das Bloggen auch nicht zu Beruf machen, weil es dann einfach kein Hobby mehr wäre!
    Wenn es bei dir grade nicht passt und du keine Motivation mehr hast, dann nimm dir doch einfach eine Pause – als Hobby-Bloggerin kannst du dir das leisten! :* Wenn du dann wieder Lust auf’s Bloggen hast, fängst du einfach wieder an. Der Spaß an der Sache ist doch das, worum es hier eigentlich geht, oder?

    Ganz liebe Grüße ♥

  • Reply Carolin 25. Oktober 2016 at 10:41

    Du bist mit diesen Gedanken definitiv nicht alleine! Ich blogge ja auch schon seit 2010, wenn auch nicht auf Caros Küche. Früher habe ich einfach jeden Tag aufgeschrieben, was passiert ist, was mir durch den Kopf ging. Dass das fremde Menschen lesen wollten, fand ich total cool und ich habe mich über Kooperationsanfragen gefreut, bei denen heute alle die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden.

    Mittlerweile ist das ja alles etwas anders geworden. Ich fotografiere bei weitem nicht so gut wie andere Foodblogger, habe ja auch nur mein Handy dafür. Mit einigen Bildern bin ich echt zufrieden, aber häufig verwerfe ich Gerichte auch, weil das Foto einfach gar nicht den Ansprüchen genügt, von denen ich glaube, dass andere sie haben.
    Genau. Es geht nicht nur um meine Ansprüche, sondern auch um die der anderen. Die ich ja nicht mal kenne. Aber wenn man plötzlich mit Firmen im Gespräch ist, will man ja auch was liefern. Oder wenn ich gerade einen „Lauf“ bei Instagram habe: Poste ich dann wirklich das Foto, das ich gerne posten würde, von dem ich aber weiß, dass dann 10 Follower weg sind?
    Leider nein. Leider mache ich das nicht.

    Und natürlich kommt der Druck nur von innen. Mir hat noch niemand gesagt, was ich mit meinem Blog oder meinem Instagramaccount erreichen müsste. Aber irgendwo will ich natürlich gewisse Ziele erreichen oder bestimmte „Hürden“ überspringen. Wenn ich davon eines Tages sogar leben könnte, wäre das für mich toll. Aber dafür fehlt mir dann wohl doch einiges … oder?

    Oder geht es vielleicht nach wie vor um die Person hinter dem Blog? Sind wir tatsächlich keine Magazine mit wahllosen Redakteuren, sondern immer noch Plattformen, auf denen wir uns selbst verwirklichen?
    Vielleicht sind genau solche Posts wie deiner heute das, was wir Foodblogger brauchen.

    • Reply Melanie Fankhänel 25. Oktober 2016 at 10:46

      Danke für deine Worte, Caro. Ich finde mich darin total wieder. Natürlich sagt uns unser Kopf nur: „Du musst besser werden und mehr Reichweite bekommen.“ und es würde auch nie ein anderer Blogger auf die Ideen kommen, jemanden für nicht-perfekte Bilder zu kritisieren. Warum machen wir das dann nur mit uns selbst?

      • Reply Carolin 25. Oktober 2016 at 11:06

        Wie heißt es doch so schön? „Niemand ist eine Insel“ – und irgendwie messen wir uns wohl ungewollt mit allen anderen, die hier draußen so unterwegs sind. Alle haben mal bei Null angefangen, bei den einen ist es länger her, bei den anderen weniger lange.
        Ich hab nie gelernt, zu fotografieren – ich mache das einfach. Andere Blogger machen das beruflich. Da sollte es ja nur logisch sein, dass deren Bilder besser sind als meine, oder? Trotzdem kann ich das manchmal nicht akzeptieren. Dann wäre ich gerne genau so. Aber vermutlich sind wir alle gut so, genau wie wir sind.

        Und dann kommt wieder ein Blog, der innerhalb weniger Monate tolle „Ergebnisse“ erzielt. Eigentlich geht es mir gar nicht um die „Ergebnisse“, denn so wie andere kochen und bloggen, will ich das gar nicht. Trotzdem hätte ich gerne mal ein Foto wie X oder eine Kooperation wie Y.
        Aber wenn ich genauer drüber nachdenke, würde das wohl gar nicht zu mir passen.

        Ich bin also gerade ein wenig in meiner Findungsphase. Irgendwohin soll es schließlich gehen. Nur die Richtung muss ich noch bestimmen 🙂

        Was ich mir dank dem FoodBloggerCamp vorgenommen habe: Alle Teilnehmerblogs kommen in meinen Feedreader und ich will mehr kommentieren. Hat ja hier offenbar schonmal geklappt 😉 Aber dein Post hat echt am richtigen Punkt angesetzt, das schaffen eben auch nicht viele!

  • Reply Vanessa 25. Oktober 2016 at 11:14

    hey, ich kann dich absolut verstehen. ich bin nicht unbedingt neidisch auf die Kooperationen etc, ich habe nur das Gefühl, nicht mehr mithalten und interessant sein zu können. Scheinbar muss man highend sein mit den perfekten Bildern, Reisen, Koopertionen und Events um noch eine Rolle spielen zu können. Und ich weiß für mich, dass ich das nicht kann und will und daher halt auf einem Abstellgleis rangiere und mich einfach zurück ziehe und so blogge wie ich es mag, weil ich eh weiß, dass ich nicht in dieser Liga mitspiele.

  • Reply Jenni 25. Oktober 2016 at 22:32

    Liebe Melanie!

    Ich habe dir das ja bereits bei Facebook geschrieben, aber nun ist es offiziell: Ich kann deine Gedanken sehr, sehr gut nachvollziehen und sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem ich das Gefühl habe, dass sich viele Blogger*innen mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigen. Nun habe auch ich gerade die Vorbereitung eines entsprechenden Artikels abgeschlossen – er wird in den nächsten Tagen online gehen (und dich habe ich natürlich verlinkt 🙂 ).

    P.S.: Nimm‘ dir die Zeit, die du brauchst und tanke Energie, Motivation und Kraft und erlaube es dir, auch mal nicht nach links und rechts zu schauen. Jedenfalls nicht allzu genau. 😉

    Liebe Grüße
    Jenni

    • Reply Melanie Fankhänel 25. Oktober 2016 at 22:35

      Danke liebe Jenni. Ich bin sehr gespannt auf deinen Post zum Thema.

  • Reply clara - tastesheriff (@tastesheriff) 26. Oktober 2016 at 8:25

    Liebe Melanie,
    ich hab Deinen Artikel gelesen und es tut mir leid das Du Dich so unter Druck gesetzt fühlst und Dich das blockiert! Ich kenne das Gefühl, aber es ist lange nicht mehr aufgetreten.. Warum?!
    Ich habe sehr viele offline Freunde und wenn ich mich mit denen treffe, spiegelt das meine Leser sehr gut wieder.. Die sind begeistert von den einfachsten Dingen, bei denen man selber sagt „das kann man doch nicht mehr bloggen, es gab doch schon 400 Apfelkuchen auf anderen Blogs“ oder rasten vor Begeisterung aus, weil man etwas tolles neues entdeckt hat oder fragen mich „wo bekommt man denn dieses Masking Tape?“
    So isset nämlich.. klar lesen auch andere Blogger meinen Blog und vergleichen bestimmt auch.. aber das ist mir „egal“, denn ich möchte mich nicht von „Mitbewerbern“ bewerten lassen, sondern bloggen weil ich es liebe.
    Zum Thema Kooperationen geht es mir natürlich auch mal so, dass ich mich frage „warum wurde ich nicht gefragt“.. aber ganz ehrlich.. meistens weiss ich dann auch das ich die Koop eh nicht angenommen hätte. Denn so ist es.. 90 % der Koop Anfragen sag ich ab .. und das tut auch sehr gut und lässt mich und meinen Blog authentisch bleiben.
    Spannend finde ich den Kommentar von Caro… Mir ist in meiner „Bloggerkarriere“ Weiterbildung sehr wichtig! Ich hab den Anspruch an mich selbst etwas gut zu können und sonst zu lernen. Ich vergleich das immer gerne mit dem Nähen. Natürlich kann man Sachen mit Nadel und Faden zusammenschustern, aber man ist dann auch ein wenig Stolz, wenn man es auch mit der Nähmaschine hinbekommt oder der Overlock und wenn es am Ende vielleicht doch etwas tolles wird.. man mag es von aussen nicht sehen, aber von innen ist es gut gemacht. Beim Nähen selbst bin ich davon noch weit entfernt, aber es genügt meinen persönlichen Ansprüchen nicht, nur Handyfotos zu machen o.ä…. Und das finde ich auch nicht verwerflich.. zu hause will man ja auch schöne Möbel haben und gibt sich nicht unbedingt mit vielen Kompromissen zufrieden!
    Gräme Dich nicht! Einfach weitermachen, sich weniger mit anderen Bloggern übers Bloggen unterhalten … und vielleicht einfach mal eine Offline Freundin anrufen und die fragen – was findest Du eigentlich an meinem Blog gut?!
    Also ich als private offline Person! So in echt und 1.0 und so finde Deinen Blog toll!

    <3 Deine Clara

  • Reply Philipp 27. Oktober 2016 at 10:59

    Hi,

    ja, die liebe Bloggerwelt. Ich verstehe deine Problematik. Ich hoffe du findest deine Motivation für das Bloggen wieder.

    MFG Philipp

  • Reply kunstfeler 28. Oktober 2016 at 13:58

    Du weißt, wie lange ich damit gehadert habe, den kunstfeler wirklich weiter zu machen bzw. auf sein Level zu heben. Und jetzt ist es genau so gekommen, wie befürchtet: Ich finde entweder Themen oder Zeit, beides zusammen geht nicht. Dazu kommt noch, dass man sich manchmal aus beruflichen Gründen ja sehr genau überlegt, was man so schreibt… oder dann eben gar nicht erst schreibt. Aber ich hab mir jetzt gesagt: Das ist mein Sandkasten. Wer mitspielen will, kann das ruhig tun. Ich warte aber nicht auf Applaus. Ich spiele mit meinen Sandförmchen, wenn ich Lust habe, und wenn nicht, dann lasse ich es eben. Weniger Aufmerksamkeit suchen finde ich ganz entspannt. Und dann gibts ja noch Facebook, Twitter und Co… Das offline-Marsmädchen hat die gleichen Rechte wie das online-Marsmädchen: Zeit einfordern! 🙂

  • Reply Lichter und das Dunkle - eine kleine Geschichte | Mehr als Grünzeug 29. Oktober 2016 at 9:43

    […] entsteht – am wirkmächtigsten hat ihn sicherlich Maddie kommuniziert. Aber auch andere Lampen senden nurmehr verwackelte Signale an uns, zittern […]

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