Gedanken

Sonntagsgedanken … über Introversion

12. Juni 2016

Juli vom Blog HeimatPOTTential ruft jeden Freitag auf Snapchat zum „Faktenfreitag“ auf. Man erzählt dann auf dem eigenen Snapchat-Profil drei Fakten zu einem bestimmten Oberthema. Diese Woche ging es um Dinge, die man im Zwischenmenschlichen hasst. Zwischenmenschliches ist bei mir generell so ein Problem und so habe ich am Freitag zum ersten Mal im Netz über meine Introversion gesprochen. Das war bisher online nie ein großes Thema für mich – vor allem auch weil ich mir mit dem Marsmädchen online eine Persönlichkeit geschaffen habe, die deutlich mutiger und auch extrovertierter ist als ich selbst.

Im Laufe des letzten Jahres habe ich aber langsam mich selbst und damit auch den Fakt, dass ich recht introvertiert bin, akzeptiert. Und deswegen möchte ich nun auch mal darüber bloggen. 

Ein paar Hardfacts zum Thema Introversion findest du bei introvertiert.org

Bis vor einiger Zeit habe ich meine Introversion als einen großen Fehler und ein Problem an mir gesehen. In unserer Gesellschaft ist es definitiv ein Nachteil, wenn man nicht zu den Menschen gehört, die aus sich rausgehen können und in sozialen Situationen nicht maßlos überfordert sind. Mich überfordern zwischenmenschliche Beziehungen aber oftmals enorm. Smalltalk ist für mich die Hölle auf Erden und vor jedem Telefonat bekomme ich Schweißausbrüche und Panik – selbst wenn es nur darum geht, einen Arzttermin zu vereinbaren. Ich finde es super schwierig, aus mir heraus zu gehen – fast immer.

Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt, wo ich das alles nur noch als kleine Schwäche verstehe. Es ist eben mein Charakter. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich irgendwann gelernt habe, damit gelassener umzugehen und viele alltägliche Probleme auch einfach zu umgehen, anstatt mich selbst dazu zu zwingen, mich „normal“ zu verhalten:

Ich muss mich nicht dazu zwingen, zu telefonieren. Ich kann einfach eine Mail schreiben.

Ich muss mit den Kollegen beim Mittagessen keinen gezwungenen Smalltalk halten. Ich kann auch einfach gespannt ihren Gesprächen lauschen.

Ich muss zu keinen After-Work-Events gehen, wenn mir nicht nach Menschen ist. Und es ist auch ok, einfach ein komplettes Wochenende lesend oder serienguckend zu verbringen, anstatt von einer sozialen Aktivität zur nächsten zu hüpfen. Das alles ist völlig in Ordnung und ich habe gelernt mich nicht komisch zu fühlen, nur weil ich meine Ich-Zeit mehr genieße und vielleicht auch mehr brauche als viele andere.

Das alles bedeutet aber nicht, dass ich ein super unsoziales Wesen bin. Ich habe Freunde. Aber eben auch Freunde, die sich nicht wundern, wenn ich mich mal zwei Wochen nicht melde. Ich habe Freunde, mit denen ich toll schweigen und tiefsinnige Gespräche führen kann.

Während mich fremde Menschen als schüchtern und zurückgezogen, vielleicht sogar eher arrogant, beschreiben würden, können meine Freunde oder der Mann darüber nur lachen. Im richtigen (und für mich irgendwie sicheren) Umfeld kann ich aus mir herauskommen, eine große Klappe haben und die sein, die die lautesten Witze reißt. Aber das geht eben nur, wenn ich in meiner Comfort Zone bin, wenn meine sozialen Akkus ausgeladen sind und wenn für mich die Situation passt.

Was ich damit sagen will: Es ist ok, introvertiert zu sein. Es ist nicht immer einfach, aber man kann sich damit arrangieren. Wichtig ist nur, dass man sich und seine Charakterzüge einfach akzeptiert.

4 Comments

  • Reply Dynamite Cakes 12. Juni 2016 at 17:31

    Ich mag dich so wie du bist ♥

    Liebste Grüße, Franzi

    • Reply Melanie Fankhänel 12. Juni 2016 at 17:32

      Danke Franzi, so ein Zuspruch bedeutet mir sehr viel! ❤️

  • Reply Jana 14. Juni 2016 at 1:46

    Hach, mir gehts ganz genauso, und ich freue mich immer wenn ich solche Beiträge lese 🙂 Ich verbringe mein Wochenende z.B. auch lieber mit Serien im Bett, und das ist okay so 😉
    Liebe Grüße ♥

  • Reply Evy 16. Juni 2016 at 22:31

    Ich denke, das Umfeld spielt eine große Rolle und dass man offen damit umgeht. WEnn man neue Leute kennenlernt und feststellt, dass man mit ihnen gut reden kann, ist es ok zu sagen „Ich hab Problem mit dem Telefonieren“ etc. Dann ist es ok, wenn man Mails schreibt 🙂

    Und man sollte versuchen, es realtiv zu betrachen – auch wenn die „Anführer“ einer Gruppe selbstbewusst wirken, werden auch sie Ängste haben. Jeder mensch hat eine Leiche im Keller 🙂

    Aber… nicht jeder versteht das. Manche Leute kommen mit Introvertierten nicht klar.

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